Nun habe ich mit dem Grobschliff begonnen. Das Schleiftool auf’s Brett gelegt, etwa einen gehäuften Teelöffel Schleifkorn K80 verteilt, etwas Wasser drauf gegossen, und den Spiegelrohling draufgelegt. Dann mit großen, ausladenden Bewegungen, also mit großem Überhang, den Rohling über die Granitscheibe geschoben. Durch den großen Überhang wird das Glas hauptsächlich in der Mitte abgeschliffen, und das Tool hauptsächlich am Rand. Dabei darf nicht vergessen werden, den Glasrohling zu drehen, ebenso von Zeit zu Zeit auch das Tool, denn nur so ist eine Rotationsymmetrie gewährleistet, andernfalls kann z.B. eine Form ähnlich eines Sattels auftreten. Solche Optikfehler nennt man Astigmatismus.
Nach einer Weile Schleifen habe ich den Schleifbrei abgewaschen und mir die Oberfläche des Glasrohlings angesehen. Dabei fiel mir auf, dass das äußere Gebiet am Rand an zwei Stellen so gut wie unangetastet war, auf den Flächen daneben aber leicht angerauht war. Da ich sowohl das Glas als auch das Tool gedreht habe, kann es meiner Meinung nach nur daran liegen, dass die Oberfläche des Glasrohlings anfangs nicht ganz eben war, sodass die erhabenen Randgebiete des Rohlings angerauht wurden, weil sie Kontakt mit dem Schleiftool hatten, und die leicht abgesunkenen Randgebiete daneben nicht angegriffen wurden.
Um zu testen, ob auch wirklich ein gleichmäßiger, sphärischer Schliff erfolgt, habe ich mit wasserfestem Filzstift Striche auf das Glas gezeichnet, und ein wenig weitergeschliffen. Dabei zeigte sich, dass die Striche innen stärker abgetragen wurden als außen, und der Abtrag auch rotationssymmetrisch ist.
Nach ca. 2,5 Stunden Grobschliff wollte ich die bisher erreichte Profiltiefe bestimmen. Dabei habe ich eine alte, abgewinkelten Messinglatte zurechtgesägt und auf den Spiegel gelegt, den unteren Teil einer Schieblehre auf die Messinglatte gestellt und das Drahtstück so weit nach untengeschoben wie es ging. Dabei erfasst man auch die Dicke der Messinglatte, diese verschwindet, wenn man in der Mitte und am Rand misst und die Differenz bildet.
Gemessen habe ich:
Vertiefung in der Mitte des Spiegelrohlings: 0,5 mm
Tool außen: 0,5 mm.
Die zu erreichende Vertiefung, die man in das Glas hineinschleifen muss, hängt natürlich von der Brennweite bzw. Öffnungsverhältnis ab. Für die Sphäre gilt:
für den Paraboloid:
Dabei ist D der Spiegeldurchmesser, R der Krümmungsradius, und t die Pfeiltiefe . Der Krümmungsradius ist die doppelte Brennweite, also R=2f. Ich möchte ein Öffnungsverhältnis von f/5 erreichen, also 254 mm•5 = 1270 mm Brennweite. Der eine Millimeter Unterschied zu 255 mm Durchmesser geht für die Fase drauf.
Für diese Spiegelparameter errechnet man eine zu Profiltiefe von 3,177 mm (Sphäre) bzw. 3,175 mmm (Paraboloid).
Es fehlen also noch gut: 2,67 mm bis zur endgültigen Profiltiefe. Wenn man die Formel umstellt, kann man mit der bisher erreichten Profiltiefe die Brennweite ermitteln. Diese ergab sich zu ca. 8,06 m
Glücklicherweise war gerade schönes Wetter draußen, und ich hielt den befeuchteten Spiegelrohling in die Sonne, und tatsächlich konnte ich in einer Entfernung, die in etwa 8 Meter betrug, einen Brennfleck projezieren. Von Brennpunkt kann jetzt noch keine Rede sein, der Fleck hatte einen Durchmesser von ca. 5 cm. Aber ich bin ja auch erst beim Grobschliff. Trotzdem ein tolles Gefühl, dem fertigen Spiegel ein kleines Stück näher gekommen zu sein.
Nach etwa einer weiteren Stunde Schliff betrug die Profiltiefe schon 0,7 mm.